Jahrelang fuhren wir an der polnischen Ostseeküste entlang Richtung Baltikum oder Finnland und bewunderten die wunderschönen Strände mit dem makellosen Sand und dem unendlichen Platz. In diesem Jahr beschloss ich, allein nach Leba zu fahren, um den Menschenmassen Ende Juli in Wustrow zu entgehen. Möglicherweise war ja der Strand in Leba gut gefüllt, aber dann wollte ich mit dem Rad in den Nationalpark, wandern und frühmorgens an den Strand. Es war das erste Mal, dass ich mit meiner Planung so daneben liegen sollte. Die sehr geruhsame Fahrt durch Polen schreckte mich nicht. Das kannte ich ja schon. Am späten Nachmittag erreichte ich Mielno, auf dem Campingplatz war ich schon einige Male gewesen. Im Ort unglaublich viel Betrieb. Der Campingplatz gesteckt voll. Ich könne auf dem Parkplatz davor stehen und die Sanitäranlagen mit benutzen, bedeutete man mir. OK, für eine Nacht würde es schon gehen. Nur, was machten all diese Leute hier? Sie wuselten die Straße auf und ab, kauften Kleinigkeiten an all den aufgereihten Ständen. Lautsprecherwagen machten lautstark Reklame für irgendetwas, eine Stretchlimousine karrte Menschen hin und her, Eroller bevölkerten die Straße. Der Strand war leer. Gut, dass es überall Möglichkeiten zum preiswerten Essen gab. Ich gönnte mir meinen wohl letzten geräucherten Aal.
Am nächsten Morgen startete ich wohlgemut Richtung Leba. Ich hatte meinen Stellplatz dort ja reserviert. Bei unglaublicher Hitze angekommen, musste ich auf einen freien Stellplatz 4 Stunden warten. Mein Hund und ich standen kurz vorm Hitzekollaps. Nach eindringlichem Protest erhielt ich schließlich einen Platz am Zaun zugewiesen, um anschließend schnell von allen Seiten zugeparkt zu werden. So gesteckt voll hatte ich noch nie einen Platz gesehen. Die Saison ist kurz und man wollte möglichst viele Camper, um Geld zu verdienen. Es wurde aber viel geputzt und alles in Ordnung gehalten. Die Menschen waren jedoch alle friedlich und freundlich und nicht zu laut.
Aber die Umgebung!!! Ich lernte viel über die polnische Art, Urlaub zu machen. Morgens um 8 marschierte ich an den Strand, ca. 10 Minuten. Kaum ein Mensch da, niemand im Wasser. Ich legte Hund und Kleidung ab, Badeanzug an (!!!!) und rein ins Wasser. Anschließend machten wir einen größeren Spaziergang nach Hause. Inzwischen erschienen die ersten Gäste und bauten ihren Windschutz auf: direkt an der Wasserkante mit Öffnung zum Wasser und dicht an dicht. Ich staunte!
Den Tag verbrachte ich üblicherweise im Schatten auf dem CP. Am Nachmittag kamen die Kinder der Nachbarn enttäuscht zurück vom Strand (ca. 70 Meter breit), sie hatten keinen Platz zum Hinlegen gefunden, alles voll. Im Wasser sei aber niemand. Ich staunte mal wieder!!
Am späten Nachmittag fuhr ich mit dem Hund im Hänger auf dem Fahrrad aus dem Ort heraus und suchte etwas Frieden. Zu der Zeit waren die Polen auf den Straßen und suchten Zerstreuung. Wir fanden etwas außerhalb Reservate mit schöner Natur. Sogar Biberspuren entdeckten wir, der große Strandsee war ein wenig wie unser Bodden. Die Gocartbahn direkt nebenan störte ein wenig.
Eigentlich hatte ich vorgehabt, von Leba aus zur Marienburg zu fahren. Das wurde gestrichen: keine Chance, den Stellplatz zu verlassen mit dem großen Fahrzeug.
Schließlich machte ich mich eines Tages mit dem Rad auf, um die großen Wanderdünen im Wolinski-Nationalpark zu besuchen. Das war natürlich der Tag, an dem das Wetter sich zu höchst willkommenem Regen entschloss. Erst tröpfelte es nur, aber dann regnete es in Strömen. Unverdrossen radelte ich durch den Wald, wurde nass und nasser und tröstete mich mit dem Gedanken, dass der Hund im Hänger auf dem Trockenen saß. Die Polen wanderten wohlgemut laut singend gen Wanderdünen. Das letzte Stück des Weges schenkte ich mir dann doch, ich tropfte inzwischen zu sehr und hatte ja schon die großen Wanderdünen auf der Kurischen Nehrung erwandert.
Am CP stellte sich heraus, dass der Hund die ganze Zeit in einer großen Pfütze gesessen hatte.
Als ich abreiste, mussten einige Tische und Stühle der Nachbarn weggeräumt werden und Autos beiseite gefahren, damit ich meinen Platz verlassen konnte.
Nie wieder Sommer an der polnischen Ostseeküste in Juli oder August!
Ich kehrte dankbar ins wesentlich ruhigere Wustrow zurück.